Der Star – Vogel des Jahres 2018

Februar 2018 | Der Star wurde von BirdLife Österreich zum Vogel des Jahres 2018 ausgewählt. Aus diesem Anlass möchte ich auf mein schon einige Jahre zurückliegendes Projekt über den Star blicken. Das Ergebnis war folgender Bericht, welcher  im Fotomagazin „Naturfoto“ veröffentlicht wurde. Weitere Fotos vom Star sind im Portfolio „Der Star – nur ein schwarzer Vogel?“ zu sehen.

» Der Star – Nur ein schwarzer Vogel?

Stare zählen bei uns wohl mit zu den häufigsten Vögeln. Jeder glaubt sie zu kennen – schwarze Vögel halt, der Amsel nicht unähnlich. Wer dann aber mal genauer hinschaut, ist überrascht von der schillernden Farbigkeit der Stare.

Stimmenimitator mit Wackelgang

Da ich schon in den Vorjahren oft Stare beobachtete und  mir  viele  Informationen  aus  einschlägiger Fachliteratur angelesen hatte, war mir ihr Verhalten und ihre Lebensweise mittlerweile einigermaßen vertraut. Der knapp amselgroße Vogel hat ein glänzendes schwarzes Gefieder, mit hellbraun bis bräunlichweißen Federspitzen und -säumen. Diese lassen ihn weiß gesprenkelt erscheinen, ein Effekt, der sich jedoch im Laufe des Frühjahrs verliert, weil die Federspitzen abgerieben werden. Je nach Lichteinfall schimmert es bronzegrün oder purpurfarben. Typisch für den Star ist sein wackelnder Gang, während er im Boden stochernd nach Nahrung sucht. Er fliegt mit raschen Flügelschlägen und sinkt im Gleitflug bevor er landet, wobei seine spitzen, dreieckigen Flügel auffallen. Der Star ist in Mitteleuropa ein sehr häufiger Brutvogel. Wenn im Frühjahr das Nahrungsangebot wieder zunimmt und die Tage wieder länger werden, kehren die Stare aus ihren Winterquartieren zurück, einige früher, einige später. In den milderen Niederungsgebieten überwintern die Vögel aber häufig auch, ohne zu ziehen. Stare brüten überall, wo es Bäume mit Naturhöhlen oder künstliche Nistkästen gibt. Sie bewohnen Kulturlandschaften, Wälder, Gärten, Parks und Feldgehölze, auch weitab von Siedlungen. Nachdem sie ihre Bruthöhle bezogen haben, tragen sie in der Nähe ihr an die Vorführung eines Bauchredners erinnerndes Schwätzen mit großer Ausdauer vor, wobei die Höhepunkte der Gesangsdarbietung mit Flügelschlagen untermalt werden. Zwischen pfeifenden, schnalzenden und schnurrenden Lauten sind Imitationen von anderen Vogelstimmen oder Geräuschen aus der Umgebung eingestreut. Oft läßt sich das Miauen des Bussards oder der Pirolruf aus der Kehle des Stars vernehmen.

Erstes Eintreffen

Weil ein Sturm im vergangenen Jahr einen Starennistkasten aus unserem Obstbaum gerissen hatte, befestigte ich am selben Baum einen neuen, der an einer sechs Meter langen Stange hing. Es handelte sich dabei um eine natürliche Bruthöhle, die mein Nachbar in einem gefällten Baum gefunden hatte. Somit stand der Platz fest, an dem ich nun Anfang März mein Gerüst mit dem Tarnzelt aufbaute. Sehnsüchtig wartete ich dann auf das Eintreffen der ersten Stare und hoffte natürlich, dass sie meinen Nistkasten annehmen würden. Das Warten währte nicht lange. Schon nach wenigen Tagen waren sie da. Überglücklich konnte ich einige Stare beim Streit um die Bruthöhle beobachten. Beim ersten Ansitzen zitterte ich vor Aufregung, ich war mir nicht sicher, ob meine Anwesenheit störte. Und atmete erleichtert auf, als sich der erste Vogel in fünf Metern Entfernung vor mir niederließ und zu singen begann.
Der Star ist für mich ein echtes Wunder der Natur. Sein metallischer Glanz faszinierte mich schon, als ich ihn zum ersten Mal durchs Objektiv betrachtete und fotografieren konnte. In den folgenden Wochen verbrachte ich nun, soweit es mir meine berufliche Tätigkeit erlaubte, viele Stunden im Tarnzelt.

Nur ein schwarzer Vogel?

Als ich meine Bilder Freunden und Bekannten zeigte, wunderte ich mich, daß nur wenige darauf einen Star erkannten.  Auf  einer   Fotoausstellung  fragten  mich sogar einige, ob das der Vogel sei, den sie  bei ihnen im Garten öfters an den Kirschen gesehen hätten und mochten nicht glauben, daß der Star ein so wunderschönes Gefieder hat. Es ist schön, daß sie durch meine Aufnahmen vielleicht etwas mehr über die Natur ihrer unmittelbaren Umgebung erfahren haben, denn das ist ja eigentlich eines der wichtigsten Ziele der Naturfotografie.

Ich freue mich schon sehr auf den kommenden Frühling, wenn der Gesang des Stares wieder überall zu hören sein wird. Dann werde ich mich schon seit Stunden im Tarnzelt befinden, während er vor mir, in seinem herrlich glänzendem Federkleid sitzt und flügelschlagend verschiedene Strophen seines wunderbaren Gesanges vorträgt. «

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